Mittagshexe - Auftragswerk-Kurzstück

Cynthia Gonzalez
Sonia Rodriguez, Giuliano Guerrini, Rebecca Weingartener
Musiker/innen des Variaton Projektorchester
Droujelub Yanakiew
Sonia Rodriguez
Mirjam Berger
Christian Glaus
17 Minuten

Im Interview über die choreographische Arbeit für die Mittagshexe.

Hast Du dich bei der Entstehung der Performance durch die schaurige Geschichte der Mittagshexe inspirieren lassen?
Ich habe mich intensiv mit der Geschichte der Mittagshexe und den Beweggründen von Antonin Dvorak auseinandergesetzt. Ich wollte verstehen, warum diese Musik solche seltsamen und eben auch unangenehmen Emotionen in mir auslöst. Es hat mich erstaunt, als ich gelesen habe, dass Dvorak sich für seine Kompositionen von grausamen böhmischen Märchen inspirieren ließ. Die Mittaghexe ist definitiv kein schönes Märchen; sondern eine unglaublich schreckliche und furchtbare Geschichte! Die choreographische Umsetzung, die ich zusammen mit den Tänzern erarbeitete, war für mich sehr herausfordernd. Bewusst wollte ich keine narrative “getanzte Geschichte” erzählen, sondern die Emotionen der Musik tänzerisch - ohne viel Drama - umsetzen und eine tänzerische Atmosphäre schaffen, die zum einen schöne spielerische Momente, zum anderen Bedrohung und Angst auf abstrakte Weise darstellt. Ein Teil der Choreographie wurde vom Butoh, einem japanischen Ausdruckstanz, welcher sich mit Todesangst, Bedrohung und unangenehmen Gefühlen auseinandersetzt und diese losgelöst von einer festen Form, durch eine extreme Mimik ausdrückt, inspiriert. Solche Butohelemente kommen im Stück immer wieder vor, werden aber in Zusammenarbeit mit dem zeitgenössischen Tanz auch dosiert eingesetzt.

Wie war es für Dich, eine Choreographie für so eine anspruchsvolle Musik zu entwicklen?
Da mein Vater ein renommierter Jazzpianist ist, bin ich mit Jazzmusik aufgewachsen. Öfters hatte ich dabei das große Glück mit seinen oder anderen Musikern live zu arbeiten. Dabei wurde, nachdem die Choreographie bereits stand, die Musik eigens für den Tanz komponiert oder war eine Begleitung für das Geschehen auf der Bühne. Oft gab es auch strukturierte Improvisationen und die Tänzer konnten sich dazu frei bewegen und ihre eigene Interpretation körperlich gestalten. Im Projekt Variaton wurde ich durch die Art der Musik von Dvorak herausgefordert -musikalisch anders zu denken und zu arbeiten als ich es eigentlich gewohnt bin. Die Vorlage - sprich die Musik - existierte bereits und ich entwickelte die passende Tanzsprache dazu. In der Komposition von Dvorak gibt es keine freien Improvisationslücken, die Partitur steht unwiderruflich. Dazu kommt, dass die klassische Musik ihre eigenen Stilmittel und Möglichkeiten aufweist. Ich habe es genossen, diese Choreographie zu kreieren und klare tänzerische Entscheidungen zu treffen, die aber auch eine tänzerische Freiheit innerhalb der musikalischen Struktur bieten.


Zur Live-Orchestermusik von Antonin Dvorak's Die Mittagshexe unter der Leitung von Dirigent Droujelub Yanakiew wird eine abstrakte Tanzperformance mit Butoheinfluss auf der Bühne präsentiert. Das Stück wird von A bis Z ohne Brüche oder Pausen im Sinne einer klassischen Aufführung durchgeführt. Die Tänzer führen skurrile, schnelle und seltsame zeitgenössische Bewegungen aus; dabei werden sie von einer unsichtbaren Macht gequält. Diese Qual ist an den Bewegungen und in der Mimik abzulesen. Die Tänzer drücken mit ihrer Perfomance ein unangenehmes Etwas aus, das sich in der Ruhelosigkeit, Achtsamkeit und Triebheit des Tanzes widerspiegelt. Dabei werden sie von einem kalten und schaurigen Lichtdesign begleitet. Der Tanz endet mit der Musik und die Tänzer gehen ab.

Ein Auftragswerk vom Variaton Projektorchester unter der Leitung von Droujelub Yanakiew. Unterstützt von der Burgergemeinde Bern, der Fondation Suisa, dem Migros Kulturprozent, der Ernst-Göhner Stftung, der Bürgi-Willert-Stiftung, der Kultur Stadt Bern, der KPTCPT Krankenversicherung, der Murbach Musik AG und Variaton.